Montag, 10. Juni 2013

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“



Ein sehr kurzer Geschichtsabriss über die Bedeutung und Wirkung von Bildern


 „Du sollst dir kein Bildnis, noch irgendein Gleichnis machen,…“, steht in den zehn Geboten und verbietet damit, ein Abbild von Gott zu schaffen. Die Intention dahinter ist vielfältig. Der Mensch hat zunächst nicht die Macht, sich Vorstellungen über den Schöpfer zu machen. Eine weitere Intention könnte sein, dass durch eine Visualisierung verschiedene Bilder von ein und demselben Gott entstehen und alle Macher der Bilder behaupten, dass ihr Gott der richtige sei. Die Ausmaße muss man sich nicht vorstellen und es sollte auch keine Religionsfrage in den Raum gestellt werden. Fakt ist, die visuelle Wahrnehmung beeinflusst unser Denken und das nicht erst seitdem es den Fotoapparat gibt.
Von der fiktiven Darstellung hat zumindest die westliche Gesellschaft Abstand genommen. Wir glauben keiner Zeichnung oder einem Gemälde und uns ist bewusst, dass diese Darstellungen die subjektive Färbung des Malers beinhalten. Fotografien dagegen sind der Spiegel eines Moments, ein Dokumentationsgegenstand, der in uns Gedanken und Emotionen auslöst, die unserer Annahme nach, einem wahren Grund entspringen. Eins der wohl bekanntesten dokumentarischen Bilder ist das Foto von dem „Napalm Mädchen“. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht hat viele anders über den Vietnamkrieg denken lassen.
Ein aktuelleres Beispiel sind die Bilder aus Abu Ghraib (wobei aktuell in diesem Sinne auch nicht ganz korrekt ist, schließlich wurden die Bilder aus dem irakischen Gefängnis 2004 veröffentlicht). Erst die schockierenden Bilder machten deutlich, dass an den prekären Details tatsächlich etwas dran war. Es brachte ebenfalls ein Umdenken über den Einsatz der USA im Irak mit sich. Allerdings konnte dieser Effekt erst einsetzen, weil die Fotos spontan mit Handys gemacht wurden und durch Zufall im Internet landeten. Fotos an sich verlieren aber langsam an Wirkungskraft, weil Medienkonsumenten sich über die Möglichkeiten von Photoshop bewusst sind. Viel authentischer dagegen wirkt das Video. US-Politiker Georg Allen musste das 2006 erfahren, als er den dunkelhäutigen Wahlkampfhelfer seines Gegners als „Macaca“ (Macaca= eine Affenart und eine abwertende Bezeichnung für Sklaven) bezeichnete und dabei gefilmt wurde. Der Skandal brachte Allen zu Fall. Seine Senatorenkarriere war dahin.
Die Technologie vereinfacht demnach nicht nur unseren Alltag oder verändert unsere Kommunikation, sondern beeinflusst zudem wichtige Entscheidungen. Wir werden zum Spielball unserer eigenen Erfindungen. Wenn skandalöse Handyvideos über das Medium Internet verbreitet werden, werden sie zum Instrument der effektiven Skandalisierung und Propaganda. Das Handy ist immer dabei und bereit, den perfekten Skandal glaubhaft zu dokumentieren. Viele Persönlichkeiten der Öffentlichkeit und Politiker sind mittels Handyvideos an den Pranger gestellt worden. Mundpropaganda hätte das nicht möglich gemacht. Das Video gilt dagegen als Beweisstück und wirkt sich belastend auf den Betroffenen aus. Der gesellschaftliche Antrieb, einen Skandal zu generieren, einen „Buhmann“ auszumachen und ihn ins Abseits zu manövrieren, hat eine erschreckende Kraft in unserer Gesellschaft, die durch Videos und das Internet bestärkt wird. Dies soll als einleitendes Wort reichen, um deutlich zu machen, welche Macht Bilder auf uns haben und wie die Gesellschaft damit umgeht. In den folgenden Einträgen könnt ihr dann mehr über die Skandalisierung und die gezielte Propaganda mittels gefälschten Handyvideos erfahren.


Literatur:
Hofer, Michael/ Leisch-Kiesl, Monika (Hg.): Evidenz und Täuschung. Stellenwert, Wirkung und Kritik von Bildern. Bielefeld 2008.

Pörsken, Bernhard/ Detel, Hanne: Der entfesselnde Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter. Köln 2012.


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