Montag, 8. Juli 2013

Ein Video sagt die Wahrheit!

In meinen früheren Blogeinträgen habe ich von der Manipulation der Medien durch Handyvideos geschrieben, dass Lügen mittels ihrer Überzeugungskraft in Verbindung mit falschen Tatsachen glaubhaft verbreitet werden und sogar Konflikte verschärft werden können.
Es geht aber auch genau anders herum, wie ein Beispiel aus China zeigt. Jan-Philipp Sendker ist Journalist und Autor und pflegte einen Podcast über China. Er berichtet von den Sitten, Bräuchen, der Politik, Wirtschaft und bezieht sich dabei auf aktuelle Themen. In einem Blogeintrag erzählt er von den Medien in China, wie und wo in der Berichterstattung zensiert wird, um die Partei immer im rechten Licht dastehen zu lassen.

Auch das Internet wird im Fernen Osten erfolgreich von unliebsamen Informationen bereinigt.
Facebook oder Google+, das gibt es hier nicht.
Mal eben schöne Fotos aus China mit den Freunden in Deutschland über Dropbox teilen?
Geht nicht.
Die meisten sozialen Netzwerke sind in in der Volksrepublik China gesperrt. Statt Facebook gibt es qzone und statt Whatsapp WeChat . Denn China ist nicht arm an Sozialen Netzwerken, es gibt sogar eine ganze Menge, die aber alle samt von der Regierung kontrolliert werden. Umso erstaunlicher ist es, dass es doch ein Handyvideo ins Netz geschafft hat, welches dort offensichtlich nichts zu suchen hatte. Jan-Philipp Sendker ist Autor und berichtet in seiner Podcastreihe "China - das Land verstehen" darüber (3:38 min). Seine Podcasteinträge stellt er als Download zur Verfügung.



Auch wenn Sendker recht optimistisch ist, dass durch die Weite des Internets die Zensur der Regierung Chinas abnimmt, bleiben viele Informationen für die Bevölkerung des Landes ungreifbar. Zum Beispiel kann die Deutsche Welle nicht empfangen werden. Ob mittels Internet oder durch andere Kanäle die Deutsche Welle bleibt stumm. Der Sender wurde wegen eines kritischen Beitrages über China gesperrt.

Freitag, 28. Juni 2013

Türkei - Soziale Netzwerke zur Mobilisierung und Propaganda

Ob Syrien, Irak, Libanon oder jetzt auch die Türkei und Brasilien, wo Konflikte hervortreten, ist der Drang nach Öffentlichkeit nicht weit. Der Staat hat sein eigenes Fernsehen, die Oppositionellen ihr Handy und das Internet. Die Menschen sind sich der starken Wirkung der medialen Öffentlichkeit bewusst und kennen zugleich ihre Achillesferse. Immer schneller muss es gehen. Die Informationen werden aufgesogen und schnell übernommen. Die Journalisten vertrauen den Agenturen, aber auch sie unterliegen dem Druck des Tagesgeschäfts. Wer bringt schneller die große Story, die packenderen Bilder?
Das Internet hat für den zusätzlichen Druck gesorgt. Die Informationen kommen nun nicht mehr nur durch Agenturen oder Korrespondenten, sondern von Laien, Zeugen oder Teilnehmer des Geschehens via Social Media Plattformen.
Das ZDF heute journal zeigte in einem Beitrag vom 05.06.2013, dass bewusst falsche Informationen über Twitter oder andere Netzwerke vermittelt wurden. Der Reporter nennt dieses Vorgehen der Demonstranten ganz richtig als "Wasser auf die Mühlen des Ministerpräsidenten", denn durch solch ein Vorgehen könnte das Abstellen solcher Plattformen provoziert werden. Sie werden aber für die Organisation der Demonstrationen benötigt, wobei dies inzwischen reglementiert wurde.

Sobald einer aus dem Ruder fällt, kann die Gruppendynamik noch so groß sein, sie wird durch Fehltritte dezimiert. Wie sicherlich jede gefährdete Regierung warten die Staatsmänner nur auf eine Chance, die Kommunikationswege der Demonstranten untereinander und die in andere Länder zu kappen. Denn auch wenn die sozialen Netzwerke wie im Falle der Türkei vereinzelt für die Propaganda der Demonstranten genutzt werden, so sind sie doch das schnellste Sprachrohr in die Außenwelt. Sie liefern uns ein unverzichtbares Bild der Situation vor Ort. Die Öffentlichkeit macht Druck, besonders der Regierung. Das wissen alle Parteien. Es liegt an dem Journalisten als "Gate-Keeper" die wichtigen, wahren Informationen aus dem Internet zu filtern und über die anderen Medien zu verbreiten. Denn falsche Tatsachen können zu vorschnellen, ungünstigen Entscheidungen führen, die nicht nur mediale, sondern auch politische Folgen haben können.

Montag, 10. Juni 2013

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“



Ein sehr kurzer Geschichtsabriss über die Bedeutung und Wirkung von Bildern


 „Du sollst dir kein Bildnis, noch irgendein Gleichnis machen,…“, steht in den zehn Geboten und verbietet damit, ein Abbild von Gott zu schaffen. Die Intention dahinter ist vielfältig. Der Mensch hat zunächst nicht die Macht, sich Vorstellungen über den Schöpfer zu machen. Eine weitere Intention könnte sein, dass durch eine Visualisierung verschiedene Bilder von ein und demselben Gott entstehen und alle Macher der Bilder behaupten, dass ihr Gott der richtige sei. Die Ausmaße muss man sich nicht vorstellen und es sollte auch keine Religionsfrage in den Raum gestellt werden. Fakt ist, die visuelle Wahrnehmung beeinflusst unser Denken und das nicht erst seitdem es den Fotoapparat gibt.
Von der fiktiven Darstellung hat zumindest die westliche Gesellschaft Abstand genommen. Wir glauben keiner Zeichnung oder einem Gemälde und uns ist bewusst, dass diese Darstellungen die subjektive Färbung des Malers beinhalten. Fotografien dagegen sind der Spiegel eines Moments, ein Dokumentationsgegenstand, der in uns Gedanken und Emotionen auslöst, die unserer Annahme nach, einem wahren Grund entspringen. Eins der wohl bekanntesten dokumentarischen Bilder ist das Foto von dem „Napalm Mädchen“. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht hat viele anders über den Vietnamkrieg denken lassen.
Ein aktuelleres Beispiel sind die Bilder aus Abu Ghraib (wobei aktuell in diesem Sinne auch nicht ganz korrekt ist, schließlich wurden die Bilder aus dem irakischen Gefängnis 2004 veröffentlicht). Erst die schockierenden Bilder machten deutlich, dass an den prekären Details tatsächlich etwas dran war. Es brachte ebenfalls ein Umdenken über den Einsatz der USA im Irak mit sich. Allerdings konnte dieser Effekt erst einsetzen, weil die Fotos spontan mit Handys gemacht wurden und durch Zufall im Internet landeten. Fotos an sich verlieren aber langsam an Wirkungskraft, weil Medienkonsumenten sich über die Möglichkeiten von Photoshop bewusst sind. Viel authentischer dagegen wirkt das Video. US-Politiker Georg Allen musste das 2006 erfahren, als er den dunkelhäutigen Wahlkampfhelfer seines Gegners als „Macaca“ (Macaca= eine Affenart und eine abwertende Bezeichnung für Sklaven) bezeichnete und dabei gefilmt wurde. Der Skandal brachte Allen zu Fall. Seine Senatorenkarriere war dahin.
Die Technologie vereinfacht demnach nicht nur unseren Alltag oder verändert unsere Kommunikation, sondern beeinflusst zudem wichtige Entscheidungen. Wir werden zum Spielball unserer eigenen Erfindungen. Wenn skandalöse Handyvideos über das Medium Internet verbreitet werden, werden sie zum Instrument der effektiven Skandalisierung und Propaganda. Das Handy ist immer dabei und bereit, den perfekten Skandal glaubhaft zu dokumentieren. Viele Persönlichkeiten der Öffentlichkeit und Politiker sind mittels Handyvideos an den Pranger gestellt worden. Mundpropaganda hätte das nicht möglich gemacht. Das Video gilt dagegen als Beweisstück und wirkt sich belastend auf den Betroffenen aus. Der gesellschaftliche Antrieb, einen Skandal zu generieren, einen „Buhmann“ auszumachen und ihn ins Abseits zu manövrieren, hat eine erschreckende Kraft in unserer Gesellschaft, die durch Videos und das Internet bestärkt wird. Dies soll als einleitendes Wort reichen, um deutlich zu machen, welche Macht Bilder auf uns haben und wie die Gesellschaft damit umgeht. In den folgenden Einträgen könnt ihr dann mehr über die Skandalisierung und die gezielte Propaganda mittels gefälschten Handyvideos erfahren.


Literatur:
Hofer, Michael/ Leisch-Kiesl, Monika (Hg.): Evidenz und Täuschung. Stellenwert, Wirkung und Kritik von Bildern. Bielefeld 2008.

Pörsken, Bernhard/ Detel, Hanne: Der entfesselnde Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter. Köln 2012.